Nach Mitternacht wird das Bier teurer
Herr Zuser, Sie waren vor kurzem sogar in der deutschen Bild-Zeitung mit Ihrer Preispolitik, dass nämlich Getränke ab Mitternacht bei Ihnen deutlich teurer werden. Wie kam es dazu?
Karl Zuser jun.: Mich wundert es ein wenig, dass das Thema jetzt wieder so publik wird. Eigentlich mache ich das ja schon länger so und der Hintergrund ist ganz einfach: Wir wollen ab Mitternacht Sperrstunde machen, dabei aber keinen Gast vor den Kopf stoßen. Daher geben wir ihm die Möglichkeit, entweder in ein anderes Gasthaus zu gehen, das noch offen hat, bei uns zu bleiben und sich aus unserem Selbstbedienungs-Kühlschrank zu den üblichen Preisen zu bedienen – oder eben einen Aufschlag zu zahlen.
Dieser Aufschlag kommt dann dem Personal zugute, wenn sie Überstunden machen müssen?
Schon, aber eigentlich will ich die Gäste ja dazu bringen, auf die Selbstbedienung auszuweichen. Meine Mitarbeiter wollen ja auch nach Hause gehen zu ihrer Familie, Freizeit haben und eben keine Überstunden machen.
Was bedeutet „erhöhte Preise in dem Fall konkret? 50 Prozent, 100 Prozent?
Es gibt keinen fixen Aufschlag, es ist einfach bei jedem Artikel ein zweiter Preis hinterlegt, der dann ab Mitternacht gilt. Um ein Beispiel zu bringen: Das normale große Hausbier kostet dann statt 6,20 Euro eben 8,50 Euro.
Gibt es diesen Aufschlag auch für Speisen nach offiziellem Küchenschluss?
Nein, nach Küchenschluss bleibt die Küche kalt. Dann gibt’s nichts mehr.
Und woher kam jetzt die mediale Aufregung plötzlich wieder?
Gute Frage. Vermutlich war es ein Stammgast, der gegenüber der Kellnerin gemeint hat, sie werde doch ihnen jetzt keinen höheren Preis verrechnen und dann damit an die Öffentlichkeit gegangen ist. Bloß die Kellnerin kann da gar nichts machen. Die Preise sind im System nach Mitternacht hinterlegt, die hat keinen Einfluss darauf.
Wie ist denn die allgemeine Reaktion der Gäste? Verstehen das alle?
Da gibt’s sonst eigentlich kein Problem. Gerade die Stammgäste kennen die Regelung ja und halten sich auch daran. Die meisten bedienen sich dann am Kühlschrank und sonst müssen sie den Aufschlag eben zahlen.
Hat die Berichterstattung darüber zu negativen Reaktionen geführt?
Nein, ich habe jedenfalls nicht weniger Geschäft deshalb. Wie sich das aufs Image auswirkt kann ich nicht beurteilen. Es ist ja lustig, dass wir in der Gastronomie gerne als Preistreiber dargestellt werden, dabei bleibt uns unterm Strich immer weniger über. Das verstehen viele Leute immer noch nicht. Ich lese mir auch die Kommentare in den ganzen sozialen Medien nicht durch, weil sonst muss ich mich nur ärgern, wenn Leute zwar selbst noch nie in der Gastronomie gearbeitet haben, aber genau wissen, wie alles läuft. Ich finde es auch traurig, wenn eine Kiste Bier im Supermarkt so viel kostet wie zwei Halbe Bier im Wirtshaus. Das spüren dann nämlich letztlich auch die Brauereien, wenn sie im Supermarkt nichts mehr verdienen. Und wie die Zukunft für die Gastronomie ganz allgemein aussehen wird, das wird sich zeigen.