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In vielen Weinregionen ist jetzt gerade der Hauptzeitpunkt der Weinlese.

Mehr Säure und Trinkfreude

Der Weinjahrgang 2025 dürfte mengen- und qualitätsmäßig sehr gut ausfallen. Vor allem werden die Weine im Vergleich zu den letzten Jahren witterungsbedingt wieder etwas leichter und säurebetonter.

Es wird ein Wein sein – aber wird er auch gut sein? Die Weinlese 2025 ist je nach Region noch in vollem Gang (etwa in NÖ) oder auch schon großteils abgeschlossen (Südsteiermark) und generell zeigen sich die Winzer sehr zuversichtlich, was Menge und Qualität des heurigen Jahrgangs betrifft. „Österreichs Weinliebhaber dürfen sich auf einen besonders fruchtigen und trinkfreudigen Weinjahrgang freuen“, meint etwa Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager. Der wechselhafte Witterungsverlauf habe ideale Bedingungen für die Reife und Aromaausbildung der Trauben geschaffen. Nach einer extrem kleinen Ernte 2024 werde heuer eine gute Durchschnittsmenge von rund 2,5 Mio. Hektolitern erwartet. „Mit der Lese 2025 erwarten wir einen fruchtigen, etwas leichteren Jahrgang. Das ist genau das, was momentan am nationalen und internationalen Weinmarkt gefragt ist. Dieser Jahrgang hat das Potenzial, dem gesamten Weinmarkt wichtige Impulse zu geben“, erklärt Schmuckenschlager. Er konkretisierte: „Wir dürfen uns auf Trauben mit ausgewogenem Zucker-Säure-Verhältnis und feiner Aromatik freuen. Auch beim Rotwein erwarten wir harmonische, fruchtbetonte Weine, die dem aktuellen Trend zu leichteren Rotweinen entgegenkommen – diese können auch gerne etwas kühler genossen werden.“

„Sensationsjahrgang“

Und was sagen die Weinbauern selbst? gastroreport hat stellvertretend aus den wichtigen Weinbaubundesländern Wien, NÖ, Steiermark und Burgenland je einen Winzer um ihre Einschätzung gebeten, was die Weinliebhaber vom Jahrgang 2025 erwarten dürfen. In Wien etwa geht man von einem Top-Jahrgang aus, die optimalen Witterungsbedingungen im heurigen Jahr hätten ideale Voraussetzungen für die Traubenreife geschaffen. „Wir sprechen 2025 von einem echten Sensationsjahrgang. Besonders ergiebige Niederschläge im Juli, ein trockener August, kühle Nächte und das Ausbleiben von Hagel und Spätfrösten versprechen uns positive Erträge und qualitativ hochwertige Weine. Wir ernten gesunde Trauben mit einer wunderbaren Säurebalance – die perfekte Grundlage für gelungene Weine hinsichtlich eleganter Struktur, Finesse und Trinkfreudigkeit“, freut sich Thomas Podsednik, Geschäftsführer und Leiter des Weingutes Mayer am Pfarrplatz. Die Ernte startete heuer Mitte September und wird bis Ende Oktober gehen. Dabei sollte die heurige Lese auch mengenmäßig vielversprechend ausfallen.

Weine wie früher

Auch in Niederösterreich ist etwa Franz Leth vom Weingut Leth in Fels am Wagram noch mitten in der Lese. „Mengenmäßig erwartet er einen normalen bis leicht überdurchschnittlichen Jahrgang. „Bei der Qualität sind wir bis kurz vor der Ernte von einem ganz großen Jahrgang ausgegangen. Das hat sich dann aber durch den Regen im September leider wieder ein wenig relativiert. Im Großen und Ganzen sind wir aber zufrieden. Es wird wahrscheinlich ein etwas schlankerer, etwas säurebetonterer Jahrgang mit trinkfreudigen Weinen so wie früher ohne die opulenten 14-Prozenter. Also eigentlich perfekt für den aktuellen Konsumtrend“, ist Leth überzeugt.

Perfekt für Sekt

In der Südsteiermark ist dagegen bei den meisten Weingütern die Lese schon abgeschlossen. So auch bei Hannes Harkamp in Leibnitz. „Die letzten Jahre waren mengenmäßig nicht so toll, heuer dafür schaut es diesbezüglich sehr gut aus“, meint der südsteirische Winzer, der vor allem für seine Sekte bekannt ist. „Gerade für die Sektproduktion passt es perfekt, denn da haben wir die hohen Säurewerte, die wir für die Sekte brauchen. Also beim Sekt wird das ein ganz großer Jahrgang.“ Auch in der Steiermark hat man ein wenig unter den Niederschlägen Mitte September gelitten und war daher gezwungen, die Lese zügig zu beenden. „Wer sich da zu lange Zeit gelassen hat, hatte dann ein Problem, noch gesunde Trauben zu ernten“, so Harkamp. Wie auch in anderen Weinregionen Österreichs erwartet Hannes Harkamp heuer leichtere, trinkanimierende Weine mit etwas mehr Säure als in den vergangenen Jahren: „Es wird Weine geben mit 11 Prozent Alkohol, die aber schon alles haben, was man braucht. Das ist auch das, was der Markt aktuell möchte. Es braucht nicht unbedingt diese Granaten mit 14 oder 15 Prozent, die wir ja auch schon hatten.“

Strahlende Frucht und feine Aromatik 

Ebenfalls glücklich mit dem aktuellen Jahrgang zeigt sich Albert Gesellmann aus Deutschkreuz im Burgenland: „„Die Lese 2025 verläuft bislang planmäßig, allerdings mit deutlich reduzierten Mengen. Bedingt durch die anhaltende Trockenheit in Verbindung mit der Begrünung unserer Weingärten – die wesentlich zur Erhaltung von Biodiversität und Bodengesundheit beiträgt – rechnen wir mit rund 30 Prozent weniger Ertrag als im langjährigen Schnitt. Qualitativ präsentieren sich die Trauben sehr vielversprechend: kleine Beeren mit dicker Schale, intensiven Aromen und stabiler Gesundheit. Insgesamt erwarten wir einen Jahrgang, der mengenmäßig knapp, qualitativ jedoch erfreulich ist. Derzeit befinden wir uns noch in der Lese, die sich ihrem Ende zuneigt: Die letzten Blaufränkisch gelangen aktuell in den Keller, den Abschluss wird voraussichtlich in wenigen Tagen Cabernet Sauvignon machen. Durch die teils kühlen Temperaturen in den Septembernächten erwarten wir Weine mit klarer, strahlender Frucht und feiner Aromatik. Vor allem der Blaufränkisch zeigt eine schöne Würzigkeit, saftige Struktur und präzise Säure, die den Weinen Eleganz und Frische verleiht. Auch bei den anderen Sorten rechnen wir mit einem Jahrgang, der weniger von Fülle und Opulenz, sondern vielmehr von Balance, Finesse und guter Lagerfähigkeit geprägt ist.“

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geschrieben am

06.10.2025